Podcasts für alle

Podcasts für alle: von Streaming-Services und Hörbuch-Verkäufern

Das Format Podcasts ist aktuell in aller Munde. Während immer mehr grosse Medienhäuser von der Zweitverwertung zu exklusiven Inhalten für dieses Medium wechseln, gibt es auch immer mehr Plattformen, die Shows verteilen wollen. Neben vielen neuen Podcast-Diensten und Verzeichnissen gibt es da aber auch die kommerziellen Anbieter – die mit exklusiven Inhalten für sich werben möchten.

Passend zum Thema, haben der Jan und ich im Frühling 2020 eine Sonderfolge im #GeekTalk Podcast aufgenommen. Hier kommt ihr direkt zur Sonderfolge Podcasts auf Spotify – Contra und Pro.

Podcasts für alle

PlattformTestbericht von
Web, iOS, Android19. Juli 2018

Über exklusive Inhalte Abos gewinnen zu wollen, ist grundsätzlich ja so alt wie das Internet – oder sogar älter. Wir kennen derartige Dinge von Spielekonsolen bis hin zu Video on Demand Services. Auch Podcasts kamen so zu ihrem Durchbruch. Apple baute ein Verzeichnis auf, integrierte den Dienst in iTunes und warb damit, dass die Wiedergabe tausender Stunden kostenloser Inhalte auf dem iPod möglich sind.

Wir springen einige Jahre in der Zeit – heute gibt es immer mehr Dienste, die Podcasts vermitteln wollen. So sind zum Beispiel Spotify, Audible und Deezer mittlerweile in diesem Geschäft. Alle versuchen über exklusive Inhalte zu punkten. Doch wie sind exklusive Inhalte eigentlich zu verstehen?

Exklusive Inhalte in abgeschlossenen Plattformen

Hier liegt der grundlegende Unterschied zur alten Strategie von Apple. Der Konzern aus Cupertino begann vor vielen Jahren mit dem Aufbau eines Verzeichnisses – eines öffentlich zugänglichen Verzeichnisses. Die Daten sind frei zugänglich, via API können Anbieter auch auf diese Sammlung zugreifen. Insofern war dieser Schritt eigentlich ein Dienst an der Community. Podcasts werden grundsätzlich von den Machern direkt im Internet angeboten und können via RSS Feed abonniert werden. iTunes kümmerte sich nur um die Auflistung der Inhalte.

Der neue Weg der Inhaltsanbieter ist aber ein ganz anderer. Die Streamingdienste produzieren eigene Formate, häufig mit Promis aus verschiedenen Bereichen, und bieten diese dann aber nicht offen und frei zugänglich an. Damit kann der jeweilige Podcast nur in dieser Anwendung gehört werden und steht auch nur dort zur Verfügung. Damit ist die sonstige Freiheit des Mediums massiv eingeschränkt.

Podcasts Streaming Plattformen Audible
Podcast Streaming Plattform Audible

Bei unseren konkreten Beispielen ist Audible das Negativ-Highlight. Dort werden nur eigene Podcasts angeboten, diese sind auch nur dort verfügbar. Nur wenige vergangene Folgen sind vorhanden, andere Wege die Inhalte zu nutzen gibt es nicht.
Zudem stehen diese Audible Originals nur für zahlende Nutzer zur Verfügung. Spotify ist hier etwas fairer. Eigene Produktionen können bei Spotify auch im kostenlosen Abo gehört werden, dann gibt es eben Werbung, so wie sonst auch. Zudem können grosse, externe, Podcasts ihre Produktionen auch Spotify überreichen und sich so eigene Bedingungen aushandeln. Manche Podcast-Hoster bieten mittlerweile sogar eine automatische Übergabe per Mausklick, ohne Verhandlungen mit Spotify, an.

Üble Software

Während das Modell von Spotify noch mit Zähneknirschen akzeptabel scheint, gibt es abseits des Geschäftsmodells noch ein völlig anderes Problem: Die Software. Da die Shows nur innerhalb der Software des jeweiligen Dienstes wiedergegeben werden, hat der Hörer hier nicht die freie Wahl und ist auf die Apps und Programme des Anbieters beschränkt.
All diese Anwendungen sind absolut nicht auf die Wiedergabe von Podcasts ausgelegt, da der Fokus jeweils woanders liegt – bei Musik oder Hörbüchern. Nun sind Podcasts aber beides nicht. Alle bieten zwar die Möglichkeit, irgendwie die Wiedergabegeschwindigkeit zu erhöhen, mehr geht dann aber auch nicht. Shownotes? Kapitel? In der Regel keine Chance. Lediglich Audible bietet zumindest Kapitelmarken, diese sind aber seitens der Produktion dünn gesäht.

Ebenso gibt es immer wieder Probleme bei der Verwaltung von Bibliotheken. Lieder mit mehreren Stunden Spieldauer sind eben nicht vorgesehen, genauso wenig wie Hörbücher, die jede Woche eine Folge veröffentlichen.

Podcasts Streaming Plattformen Spotify
Podcast Streaming Plattform Spotify

Podcasts für alle – befreit die Podcasts!

Das Format Podcast ist eines der vielfältigsten Medienformate überhaupt. Von Technik über Farmen, von Motivation über Sport, von Religion bis hin zu Sexualität – es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Das Thema lebt durch seine Freiheit und die grosse Menge an Nischen die damit bedient werden können. Ebenso verhält es sich bei der Software – vom simplen Podcatcher bis hin zur Profi-Anwendung ist alles erlaubt.

Wirklich alles? Nein, mittlerweile eben nicht mehr. Geschlossene Netzwerke wie Spotify, Deezer oder Audible bieten Podcasts ausschliesslich auf ihrer Plattform an. Warum ich die Forderung stelle, dass sich dies ändert? Weil damit der Ruf eines kompletten, sich noch entwickelnden, Mediums nachhaltig beschädigt wird. Durch den Lock-In Effekt und schlechte Player. Keine Frage, Podcasts gibt es bereits lange – vielleicht schaffen sie aber endlich auch den Sprung in die breite Masse.

Auf der anderen Seite ist es natürlich eine schwere Angelegenheit. Diese Netzwerke sind unter anderem nicht unwesentlich daran beteiligt, dass das Thema Podcasts in aller Munde ist, zum anderen bieten sie die Chance, Inhalte zu monetarisieren. Was letzten Endes die Lösung ist? Eine schwere Frage. Es wäre schön, wenn die Streaming-Anbieter zumindest auch einen öffentlichen RSS-Feed, meinetwegen mit Werbung, anbieten würden.

Passend zum Thema, haben der Jan und ich im Frühling 2020 eine Sonderfolge im #GeekTalk Podcast aufgenommen. Hier kommt ihr direkt zur Sonderfolge Podcasts auf Spotify – Contra und Pro.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen